Die vergangenen zehn Jahre waren geprägt durch den Trend zum Leben in der Stadt: die Urbanisierung. Preise für Wohnungen und Häuser entwickelten sich dadurch in mehr als 80 Prozent der deutschen Großstädte nach oben. Doch mit dem demografischen Wandel verringert sich künftig die Anzahl der Stadtbewohner. Welche Auswirkungen dies auf den Immobilienmarkt hat, zeigt die Postbank Studie „Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt“:
Trotz Flüchtlingszuzug wachsen Großstädte kaum
Laut Postbank Studie hängen Bevölkerungsentwicklung und Immobilienpreise eng zusammen: Ein Bevölkerungsanstieg um ein Prozent lässt die Preise für Eigentumswohnungen in Städten im Schnitt um 3,5 Prozent steigen. Doch die Annahme, dass sich die Anzahl der Stadtbewohner mit dem Flüchtlingszuzug steigern wird, bestätigt sich in der Studie nicht. Unter den 36 untersuchten Städten sollen laut Studie bis 2030 nur noch zwei von fünf Städten wachsen. Damit steigen die Immobilienpreise nur in 15 Großstädten.
Der Flüchtlingszuzug hat damit keinen direkten Einfluss auf die Kaufpreise von Immobilien, bewirkt aber eine Reihe anderer Nebeneffekte: Der höhere Bedarf an günstigem Wohnraum führt zu Engpässen im Bereich der geförderten Wohnungen. Damit steigert sich die Nachfrage nach teureren Mietwohnungen, das Mietniveau zieht an. Das wiederum bewirkt, dass die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Häusern sowie deren Kaufpreise, steigen.
Stuttgart und München weiterhin kostspielig
Die bevölkerungsbedingte Preissteigerung bei Eigentumswohnungen wird auch bis 2030 in den südlichen Landeshauptstädten nicht abnehmen. In Stuttgart ist mit einer Erhöhung der Immobilienpreise um 10 Prozent zu rechnen. In München steigt der Preis um 4,4 Prozent, und das, obwohl der Quadratmeterpreis in den letzten zehn Jahren bereits um 95 Prozent angestiegen ist. Als Spitzenreiter stellt sich Berlin heraus: Bei einem Bevölkerungswachstum von 4,7 Prozent steigen die Immobilienpreise um 14,5 Prozent. Auf Platz zwei und drei stehen ebenfalls mit Preiserhöhungen Hamburg und Potsdam.
Geringere Immobilienpreise im Ruhrgebiet
Die Großstädte im Ruhrgebiet verzeichnen hingegen fast alle einen Rückgang in der Preisentwicklung. In Duisburg, Gelsenkirchen sowie Wuppertal sollen bis 2030 die Immobilienpreise aufgrund der Bevölkerungsentwicklung stark zurückgehen. Lediglich in Köln und Düsseldorf ist eine Preissteigerung um drei und sieben Prozent zu verzeichnen. Den größten Rückgang in der Preisentwicklung verzeichnet Chemnitz mit 49 Prozent.
Die Preisstürze werden der Studie zufolge durch eine steigende Wohnflächennachfrage abgemildert. Gründe hierfür sind die steigende Anzahl von Single-Haushalten und der Wunsch nach mehr Wohnraum. Laut Prognose soll die Wohnflächennachfrage bis 2030 in drei Viertel der 36 deutschen Großstädte steigen.