Der G7-Gipfel in Elmau führte die Energiewende und den Klimawandel erst kürzlich als weltweit wichtigstes Thema an. Doch schon Monate zuvor ist etwas Wegweisendes rund um erneuerbare Energien geschehen, das vor allem die europäische Energiewende betrifft: Am 25.02.2015 hat die EU-Kommission ihren lang erwarteten Vorschlag für die Energieunion vorgestellt. Darin steckt sie das Ziel, die 28 europäischen Energiemärkte zu einer Einheit zusammenzuschließen und so die Energieabhängigkeit Europas zu verringern. Gleichzeitig soll dieser Meilenstein der Energiewende die Versorgungssicherheit erhöhen.
Hintergrund dieses Vorhabens ist die russische Ukraine-Politik, die den EU-Politikern angesichts der Abhängigkeit vom Öl- und Gaslieferanten Russland zunehmend Sorgen macht. Mit einer Energieunion plant die EU-Kommission neben der Unabhängigkeit von Russland auch den Klimaschutz zu fördern und nebenbei noch Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen. Große Ziele also, die der Energiewende in Deutschland und der EU einen Durchbruch bringen könnten. Wie der aktuelle Stand der Energieversorgung der Länder aussieht und welche Veränderungen die Energieunion bringen könnte, haben wir im Folgenden für euch zusammengefasst.
Wie sieht der Energiemix in Deutschland und der EU aus?
Nur ein Blick auf den Energiemix der verschiedenen Länder reicht aus, um zu erkennen, dass eine gesamteuropäische Energiewende schwierig wird. Der Grund dafür liegt in der sehr ungleichen Verteilung europäischer Energie-Ressourcen. Während die Energieversorgung von Mitgliedsländern wie Malta oder Zypern fast vollständig vom Öl abhängig ist, setzt Schweden auf Atom- und Wasserkraft und ist damit nahezu CO2-frei.
Deutschland liegt im Verhältnis von fossilen zu erneuerbaren Energien im Mittelfeld und muss für eine erfolgreiche Energiewende noch weiter in neue Energien investieren. Der Vergleich der Länder zeigt: Regenerative Energien wollen oder können sich nicht alle leisten – Konflikte bei einer einheitlichen Energiepolitik sind also vorprogrammiert.
Bringt die Energieunion eine europäische Energiewende?
Dass bei solchen Gegensätzen die Länder zusammen an einem Strang ziehen, dürfte schwierig werden. Die bunte Versorgungsvielfalt der europäischen Länder führt zu unterschiedlichen Interessen. So fordert etwa Großbritannien, dass CO2-freier Atomstrom subventioniert werden darf, was sich mit den Zielen atomkritischer Länder wie Deutschland kaum vereinbaren lässt. Angesichts dieser Gegensätze wird die Energieunion von vielen als eine kaum erfüllbare Vision eingeschätzt, die über gute Absichten nicht hinausgehen kann.
Doch durch die Zersplitterung des europäischen Energiemarktes sind viele Länder importabhängig und können leicht von den Versorgermonopolen wie Russland ausgenutzt werden. Hier bietet sich eine Chance, die einzelnen Länder unter dem gemeinsamen Ziel der Unabhängigkeit zu vereinen. Die Stromversorgung und der Ausbau erneuerbarer Energien in Europa könnte durch die Zusammenarbeit weitaus effizienter organisiert werden – davon würden alle Länder einer EU-weiten Energieunion profitieren.